Kambodscha

Von Siem Reap nach Battambang – Eine verrückte Bootsfahrt in Kambodscha

26. November 2012

Die nette Lady an der Rezeption versichert uns, die Bootsfahrt würde ungefähr vier bis fünf Stunden von Siem Reap nach Battambang dauern. Das klingt gut und so entscheiden wir uns, das Boot nach Battambang zu nehmen. Wir sind in den letzten Tagen einfach schon zu viel Bus gefahren. Eine Bootsfahrt verspricht da mehr Abwechslung.

Der Shuttle Bus lässt uns am nächsten Morgen um 6:30 Uhr erst einmal warten. Als er dann schließlich anrollt, ist er schon so überladen, dass wir die 12 Kilometer zum „Hafen“ mit samt dem Gepäck im Gang des Busses stehen müssen.

Das Boot entpuppt sich als uralter Holzklepper mit harten Holzbänken. Ob das eine gute Idee war mit dem Boot, frage ich mich zu diesem Zeitpunkt schon. Aber wir ergattern eine Bank in der ersten Reihe direkt neben dem Käpt‘n. Er sitzt auch auf einer Holzbank, das Steuer ist ein altes Autolenkrad, die Pedale fürs Gas stammen aus einem alten LKW und die Gangschaltung (vorwärts/rückwärts) ist eine Eigenkreation aus einer Motorradkette, einem Zahnrad und einem Schalthebel, wiederum aus dem alten LKW. Unter seiner Holzbank liegt, wie Shaun es nennt, „The Cambodian Swiss Army Knife“ – ein riesiger alter Hammer. Wir wundern uns, wofür er den wohl benötigt. Aber er kommt, vermutlich Gott sei Dank, während dem ganzen Trip nicht zum Einsatz.

Über den Tonle Sap See

Dann geht es endlich los. Wir fahren den Fluss hinunter bis wir den Tonle Sap See erreichen. Auf dem See herrscht ein ziemlich starker Wellengang. Nachdem wir ihn überquert haben, geht es auf der anderen Seite hinein in Mangrovenwälder. Die Fahrspur ist gerade noch so breit, dass wir haargenau hinein passen und die Mangroven schon anfangen durch die Fenster zu peitschten.

Sind wir bisher fast keiner Menschenseele begegnet, haben wir natürlich genau auf diesem Stück plötzlich starken Gegenverkehr und müssen mehrere kleinere und größere Boote passieren. Unmöglich, denke ich. Wie soll das gehen? Aber unser Kapitän belehrt mich eines besseren. Hier scheint alles zu funktionieren. Jedes Boot wird also zur Hälfte in die Mangroven gedrückt, alle Passagiere springen auf die andere Seite, Äste und Blätter peitschen durchs Boot. Huiuiui.

Besuch bei den schwimmenden Dörfern

Wenig später passieren wir einige schwimmende Dörfer. Überall kommen kleine Kinder aus den Häusern gesprungen und winken uns freudig zu oder baden im schmutzigen Wasser. Am Flussufer stehen ärmliche Holzhütten, überall liegt Müll herum. Die Menschen hier leben hauptsächlich vom Fischfang. Unterwegs sammeln wir Einheimische ein und laden sie an anderen Stellen wieder aus. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Es ist ganz schön krass, zu sehen wie die Menschen hier leben. Das lässt einen Deutschland plötzlich wieder mit ganz anderen Augen sehen und einen schätzen, was man selbst alles hat und besitzt.

Die Stunden verfliegen ziemlich schnell bei all den neuen Eindrücken. Nach vier Stunden Fahrt halten wir wieder in einem schwimmenden Dorf. Diesmal dürfen wir sogar aussteigen. In dem kleinen Häuschen gibt es Mittagessen, Getränke und Kekse. Die Toilette entpuppt sich allerdings als ein Loch im Boden des Holzhauses, wo das Geschäft dann direkt in den Fluss runter fällt.

Leicht irritiert durch diesen Zwischenstopp, frage ich bei einigen Leuten nach, wie lange wir noch bis Battambang brauchen. Ich bin mir sicher, dass wir schon kurz vor dem Ziel sein müssten. Leider stellt sich heraus, dass wir erst die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben. Soviel zur Aussage der netten Lady an der Rezeption in Siem Reap …

Die zweite Hälfte des Trips zieht sich wie Kaugummi. Die Holzbänke werden immer härter und die Gesichter der Touristen immer länger. Mit einer achtstündigen Überfahrt hat wohl niemand gerechnet. Aber so ist das eben in Kambodscha. Es ist unglaublich mühsam von einem Ort zum anderen zu kommen. Für relativ kurze Strecken braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln ewig lange, wenn es überhaupt eine Busverbindung gibt.

Kambodscha ist ganz schön anders

Heute habe ich teilweise schon das Gefühl, langsam an meine Grenzen zu kommen. Die Armut überall, der ganze Dreck, dieser verrückte Verkehr mit Motorrädern und TukTuks, die endlosen Busfahrten mit komischen Toiletten auf den Zwischenstopps, auf denen man das Spülwasser aus einem Brunnen schöpfen und die Toilette runter leeren muss, diese krass asiatische Kulisse in Phnom Penh, das teilweise super leckere aber teilweise auch total komische und einfach nur eklige Essen, der Gestank überall in den Städten … Ich bin froh wenn wir morgen wieder nach Vietnam kommen. Da ist es doch weitaus westlicher als hier in Kambodscha. Aber trotzdem ist es ein wirklich interessanter Trip.

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