Kanada

Von Leuchttürmen, Fischerdörfern und kanadischer Wildnis – eine Wohnmobiltour entlang der Südküste Nova Scotias

28. September 2017

Gegen Mittag kommen wir am Rissers Beach Provincial Park an und wollen eigentlich nur kurz Mittagessen. Die nette Frau an der Campingplatz Registration lässt uns dazu auf das Campinggelände direkt am Strand fahren. Wir stehen mit dem Camper quasi schon auf dem Strand, nur einen Meter weiter beginnt der feine Sand und von unserem Picknicktisch haben wir einen tollen Blick auf die tosende Brandung des Atlantiks. Ein unglaublich toller Stellplatz. So einen findet man nur ganz selten. Spontan entscheiden wir uns, über Nacht hier zu bleiben und brechen zu einem Strandspaziergang auf. Das Wasser ist gar nicht kalt. Ich genieße es, den weichen Sand zwischen den Zehen zu spüren und mir die salzige Brise um die Nase wehen zu lassen.

Auf einer kleinen Landzunge am Ende der Bucht kommen wir zu einem schönen Boardwalk, der durch die Dünenlandschaft hinter dem Strand führt. Über diesen gelangen wir zurück zum Campground.

Inzwischen sind auch unsere Nachbarn zu ihrem Wohnmobil zurückgekehrt – ein nettes älteres kanadisches Pärchen, das uns gleich einlädt, sein abendliches Lagerfeuer mit uns zu teilen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Ein milder Abend mit Campfire direkt am Strand ist schließlich genau nach meinem Geschmack.

Das historische Lunenburg

Einige Kilometer hinter Rissers Beach liegt das kleine Städtchen Lunenburg. Hier legen wir am nächsten Tag unseren ersten Stopp ein. Die Altstadt mit ihren vielen bunten Holzhäuschen – eine Unesco World Heritage Site – schmiegt sich gemütlich an einen Hügel und sieht vom gegenüberliegenden Ufer des Hafens ziemlich hübsch aus. Leider sind Wetter und Sicht aber ziemlich schlecht.

Wir machen zu Fuß eine kleine Erkundungstour zum Hafen hinunter. Dort steht das Fisheries Museum of the Atlantic, das ziemlich gut besucht zu sein scheint, den vielen Bussen auf dem Parkplatz nach zu urteilen. Wir entscheiden uns zu einem Besuch im Fischrestaurant am Pier und bei schönem Ausblick auf den Hafen lasse ich mir einen Hummer Dip mit Tacos schmecken. Sehr lecker.

Im Hafen von Lunenburg liegen einige alte Segelboote, die man sogar besichtigen kann. Die Bluenose II – eine Nachbildung des alten kanadischen Schooners Bluenose, ist allerdings gerade nicht vor Ort. Schade, eine Segeltour damit wäre sicher toll gewesen.

Eine Nacht im Graves Island Provincial Park

Gegen Nachmittag fahren wir ein Stück weiter die Küste entlang und erreichen nach kurzer Zeit den Graves Island Provincial Park. Er liegt total lustig auf einer minikleinen Insel und hat einen Campingplatz, der auf einer Anhöhe über dem Meer thront. Man kann sogar auf einem kleinen Weg um die komplette Insel herum wandern.

Wir holpern über den schmalen Damm auf die Insel und schlagen auf einem schönen Platz mit Meerblick unser Nachtquartier auf. Diese Provincial Park Campgrounds sind hier in Nova Scotia wirklich zu empfehlen. Sie liegen immer an total hübschen Plätzen, sind super gepflegt und großzügig angelegt.

Zwischenstopp in Peggys Cove

Das kleine Fischerdörfchen Peggys Cove mit seinem Leuchtturm ist so ziemlich das bekannteste Fotomotiv Nova Scotias. Man findet es auf jeder Postkarte und in jedem Reiseführer. Laut Lonely Planet platzt das Dörfchen vor Tourbussen jeden Tag aus allen Nähten. Ich bin ziemlich skeptisch, ob es mir dort gefallen wird – ich hasse solche Touristenmagneten. Aber anschauen müssen wir es uns natürlich trotzdem.

Und tatsächlich – so leer es im kompletten Nova Scotia bisher war, so voll ist es am nächsten Vormittag in Peggys Cove. Ich frage mich wirklich, wo die ganzen Leute herkommen, wenn man sonst überall kaum Touristen begegnet.

Allerdings ist es nicht so schlimm wie befürchtet und äußerst nett und gemütlich ist das Dörfchen tatsächlich. Die bunten Holzhäuschen sind super gepflegt, die grasbewachsenen Hügel werden immer wieder durch glatte, rundliche Felsen durchbrochen, Fischerboote schaukeln sanft im Hafen und am Eingang der Bucht steht ein hübscher weiß-roter Leuchtturm, um den sich die Fotografen fast streiten.

Nachdem auch wir ein paar Fotos geschossen haben, schlendern wir durch das Dörfchen, in dem sich ein Kunsthandwerks- und Souvenirladen an den anderen reiht. Eigentlich herrscht hier eine ganz gemütliche Stimmung, wenn man die Tourbusse rund um den Leuchtturm ausblendet.

Lagerfeuerromantik bei Murphys Cove

Nach diesem netten Fischerdorf umfahren wir Halifax so schnell es geht und erreichen nach einer guten Stunde wieder ländlichere Gegenden. Die Küste östlich von Halifax ist ziemlich dünn besiedelt und bietet wenig Sehenswürdigkeiten. Trotzdem finde ich sie sehr hübsch, da sie richtig schön kanadisch aussieht, mit ihren rauen Felsbuchten und den Nadelbäumen, die bis ans Ufer und zum Teil sogar bis auf kleine vorgelagerte Inselchen reichen.

Nach einer weiteren knappen Stunde ist endlich das Ortsschild von Murphys Cove, unserem heutigen Tagesziel, zu sehen. Hier liegt der einzige Campingplatz an der Küste östlich von Halifax und hier wollen wir heute übernachten.

Der Camping liegt direkt am Meer auf einer kleinen Halbinsel. Wir bekommen einen Platz mit Rundumblick aufs Wasser. Ich bin total begeistert von diesem süßen Campingplatz. Die Besitzer sind super nett und betreuen ihn mit viel Liebe. Es gibt sogar eine eigene kleine Marina mit einer Hütte „Sailors Rest“, wo Brian Murphy jeden Morgen kostenlosen Kaffee für seine Gäste ausschenkt und von wo aus er täglich Bootstouren anbietet.

Pünktlich zur Dämmerung finden wir uns in der Marina ein. Jeden Abend gibt es hier ein Lagerfeuer, und Brian und seine Frau bringen einen großen Topf Muscheln mit, den sie eigenhändig auf dem Feuer kochen und aus dem sich jeder dann mit leckeren frischen Muscheln bedienen darf. Natürlich lassen sie es sich auch nicht nehmen, persönlich mit am Feuer zu sitzen und mit ihren Gästen über Gott und die Welt zu plaudern. Ganz gemütlich sitzen wir mit einigen älteren kanadischen und amerikanischen Paaren ums Feuer und genießen das Flackern der Flammen und das Meeresrauschen im Hintergrund. Ein schöner Abend in der kanadischen Wildnis.

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