Kanada

Entlang der Bay of Fundy zum Kejimkujik Nationalpark – eine Wohnmobiltour durch den Südwesten Nova Scotias

22. September 2017

Der Shuttlebus holpert auf den Parkplatz der Fraserway Vermietstation. Ich bin schon total gespannt auf unser Wohnmobil – ein 7,20 Meter Gefährt mit festem Doppelbett, Generator, Klimaanlage, Heizung, großer Kühl-/Gefrierkombination, Mikrowelle, Backofen, Dusche und ganz wichtig (für den Kanadier) – einer Axt …

Die Mädels drinnen am Abholschalter – zwei Deutsche – sind super nett, erklären uns jedes Detail des Campers und geben uns sogar noch Tipps, wo in Nova Scotia es besonders schön ist und welche Straßen wir besser vermeiden sollten. Eine Ecke mit verschiedenstem Küchen- und Campingzubehör von vorherigen Mietern ist im Office der Station auch vorhanden. So können wir uns gleich einige Einkäufe sparen. Der Camper selbst ist total gepflegt und sauber. Wir bekommen reichlich Decken, Kopfkissen, Handtücher, Geschirrtücher und sogar Geschirrspülzeug. Es ist an alles gedacht worden. Ich bin wirklich positiv überrascht von Fraserway Rentals.

Kurze Zeit später tuckern wir mit unserem Wohnmobil über den Highway in Richtung der Bay of Fundy. Es ist warm, die Sonne scheint, überall sieht man süße, liebevoll hergerichtete, bunte Holzhäuser und die Blätter der Bäume fangen schon langsam an, sich in verschiedenen Rot- und Orangetönen zu verfärben. Bald wird er da sein, der Indian Summer, auf den ich mich so gefreut habe. Mein erster Eindruck von Nova Scotia ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe.

Das Annapolis Valley

Unsere erste Nacht verbringen wir im Blomidon Provincial Park, hoch auf den Klippen über der Bay of Fundy. Viele Camper sind nicht unterwegs zu dieser Jahreszeit. Wir können uns einen der besten Stellplätze aussuchen und stehen schließlich ganz allein auf einer großen Wiese mit Blick über das Meer. Ich freue mich schon auf das Frühstück am nächsten Morgen mit diesem großartigen Ausblick. Doch leider werde ich enttäuscht. Als ich morgens das Rollo hochschiebe, ist der ganze Platz in dichten Nebel gehüllt und man kann nicht einmal mehr das Meer erkennen.

Erste Station an diesem Tag ist das kleine Städtchen Annapolis Royal. Hier entstand im Jahr 1605 die erste europäische Siedlung Nova Scotias. Mitten im Stadtzentrum liegt die Fort Anne National Historic Site, eine Festung, die immer wieder hart von Briten und Franzosen umkämpft wurde und von der man heute einen tollen Blick über das ganze Annapolis Basin hat.


 

Whale Watching in der Bay of Fundy oder eine neblige Angelegenheit

Kurz nach Annapolis biegen wir ab auf eine 45 Kilometer lange, ziemlich schmale Landzunge – den Digby Neck. An deren Ende liegen die beiden Inseln Long Island und Brier Island, die nur per Fähre zu erreichen sind. Von dort starten jeden Tag mehrere Whale Watching Touren in die Bay of Fundy, denn in diesen Gewässern tummeln sich zwischen Juni und Oktober viele Wale, vor allem Buckelwale und Minkwale.

Wir haben Glück und ergattern am nächsten Morgen kurz vor Abfahrt die zwei letzten Plätze auf einem der Boote. Leider liegt die ganze Küste heute schon wieder in dichtem Nebel. Das scheint hier recht häufig der Fall zu sein, zumindest zu dieser Jahreszeit. Es herrscht eine etwas gespenstische Stimmung auf dem Boot. Wir können nur maximal 200 Meter weit sehen, dann versinkt rings um uns herum alles im weißen Dunst.

Anfangs bin ich noch optimistisch, dass es gegen Nachmittag vielleicht aufklaren wird, aber als wir nach zwei Stunden immer noch ins weiße Nirgendwo blicken, gebe ich die Hoffnung auf. Ob wir überhaupt Wale sehen können in dieser Suppe? Doch tatsächlich, kurze Zeit später bekommt der Kapitän über Funk Bescheid, dass von einem der anderen Boote drei Wale gesichtet wurden.

Wir machen uns auf den Weg zu besagter Stelle und da sind sie auch schon zu sehen: Zwei Buckelwale mit einem Baby. Das Walbaby scheint uns gleich begrüßen zu wollen – es dreht sich vergnügt um die eigene Achse und winkt uns mit seiner Brustflosse immer wieder zu. Die beiden anderen Wale hingegen wirken eher gelangweilt. Sie tauchen immer wieder auf um Luft zu holen, aber mehr als ihren Rücken wollen sie uns nicht zeigen. Eine ganze Weile schwimmen die drei Riesen neben unserem Boot. Ganz schön groß sind sie, wenn man ihnen so nahe kommt.

Auf dem Rückweg durch den Nebel gibt es Cookies und Hot Chocolate an Board und wir sind alle zufrieden, dass wir trotz des schlechten Wetters tatsächlich ein paar Wale aus nächster Nähe beobachten konnten, auch wenn man von der Küste leider überhaupt nichts erkennen konnte.

In der kanadischen Wildnis – der Keijimkujik Nationalpark

Als wir am nächsten Tag aufwachen, herrscht immer noch dichter Nebel. Davon haben wir jetzt genug. Wir packen unsere Sachen ein und machen uns auf den Weg ins Landesinnere zum Kejimkujik Nationalpark. Und siehe da, als wir dort ankommen, erwartet uns strahlender Sonnenschein.

Viele kleine und große Seen schmiegen sich hier in die wilde, einsame Natur und die umliegenden Hügel sind alle dicht bewaldet. Nur ein Bruchteil des Nationalparks ist mit dem Auto zugänglich, den Rest kann man nur zu Fuß oder per Kanu erkunden. Tagelange Wanderungen oder Kanutouren sind hier problemlos möglich und es gibt eine lange Liste an Backcountry Campgrounds.

Wir steuern auf den einzigen per Camper erreichbaren Campingplatz im Park zu und bekommen einen Stellplatz in der Nähe des Seeufers. Da die Hochsaison schon zu Ende ist, sind nur noch sehr wenige Camper unterwegs. Man fühlt sich hier ziemlich einsam und verlassen, so mitten im Wald. Vor allem ist der Campingplatz so weitläufig, dass man fast mit dem Auto zu den Duschen fahren muss. Wirklich verrückt, diese Dimensionen hier. Besonders toll finde ich beim Campen in Kanada, dass jeder Stellplatz immer seine eigene Feuerstelle hat. Da kann man abends am Lagerfeuer so richtig das kanadische Campingfeeling genießen.

Bei dem schönen Sonnenschein machen wir uns direkt auf den Weg zum Kanuverleih und kurze Zeit später paddeln wir in einem Kanu über das ruhige, klare Wasser. Die zum Teil schon bunt verfärbten Bäume spiegeln sich darin und es herrscht eine unendliche Stille. Man hört nur das sanfte Eintauchen der Paddel ins Wasser und die Grillen, die am Ufer zirpen. Ist das entspannend. Die Farbe des Wassers finde ich sehr interessant. Es ist zwar glasklar, aber es schimmert in solch einem dunklen braun, dass man nicht einmal den Grund erkennen kann, selbst wenn es nur 30 Zentimeter tief ist.

Genau so stelle ich mir die kanadische Wildnis vor: Nichts außer Wald und Wasser und wir mittendrin mit dem Kanu.

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