Als East Cape wird der östlichste Zipfel der Nordinsel bezeichnet. An diesem Fleckchen Erde treffen die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf Neuseeland. Die meisten Touristen allerdings haben das East Cape nicht auf Ihrer Reiseroute stehen. Sie kürzen diese schöne Landzunge auf Ihrem Weg von der Bay of Plenty in Richtung Gisborne oder der Hawkes Bay meistens ab. Diese Tatsache macht einen Besuch für mich besonders reizvoll – keine Touristenmassen, stattdessen das natürliche, ursprüngliche, entspannte Neuseeland …
Tolaga Bay und die längste Wharf der südlichen Hemisphäre
Die Landschaft hier ist wunderschön. Weite, wilde Sandstrände wohin das Auge reicht. In Tolaga Bay machen wir einen Stopp bei der längsten Wharf der südlichen Hemisphäre. Sie ist 660 Meter lang und wurde im Jahr 1929 gebaut. Seit 1969 gibt es hier allerdings keinen Schiffsverkehr mehr und so wurde sie erst vor ein paar Jahren durch eine teure Restauration vor dem Verfall gerettet. Hier fühlt man sich wirklich wie ins frühe 20. Jahrhundert zurückversetzt.
Entspannen in Tokomaru Bay
Unser Hostel für die nächsten zwei Nächte steht nur eine Bucht weiter in Tokomaru Bay auf einem kleinen Hügel. Von der Veranda und von unserem Zimmer – einer kleinen Holzhütte – hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Bucht. Der Besitzer hat das Hostel gerade vor ein paar Monaten gekauft, erzählt er uns, während wir den heute frisch in Gläser abgefüllten Honig vom hosteleigenen Bienenstock probieren dürfen. Natürlich kaufe ich gleich ein paar Gläser. Er ist einfach super lecker.
Was gibt es sonst in Tokomaru Bay? Einen schönen Strand, ein Pub mit recht leckeren Burgern, einen kleinen Supermarkt, eine Gym und gefühlte fünf Häuser. Sehr idyllisch alles.
Am östlichsten Punkt Neuseelands
Nachdem wir eingecheckt haben, machen wir uns auf den Weg zum östlichsten Punkt Neuseelands, dem eigentlichen East Cape. Den dortigen Leuchtturm müssen wir über etliche, in den Hügel geschlagene Stufen erst einmal erklimmen, bevor wir die fantastische Rundum-Aussicht aufs offene Meer genießen dürfen. Das Wetter wird auch von Tag zu Tag wärmer und die Sonne scheint fast immer. Es ist so schön hier.
Abgeschiedenheit in Maraehako Bay
Nach zwei Tagen in Tokomaru Bay verschlägt es uns für eine Nacht in ein nettes kleines Hostel in Maraehako Bay, auf der anderen Seite des East Capes. Der Besitzer, Pihi, hat sich hier ein ziemlich cooles Haus direkt am Ufer einer kleinen Bucht gebaut. Es sieht fast aus wie ein Baumhaus, mit vielen verschiedenen Decks auf verschiedenen Ebenen. Shaun meint, dieses Haus kann unmöglich so genehmigt worden sein. Aber wen stört das, hier draußen im Nirgendwo, ohne Handyempfang und Internet.
Das einzige was es hier gibt, ist die Pacific Macadamia Company, die ihre eigenen Macadamia Nüsse in einem kleinen Café mit Meerblick verkauft. Dort wollen wir uns mit Nüssen und Eis für den Nachmittag eindecken, aber leider erwartet uns ein großes „closed“ Schild. Ich bin schon ganz enttäuscht, aber Shaun läuft einfach trotzdem hinein.
Das Tor ist nicht abgeschlossen und auch die Tür zum Café steht offen. Also schauen wir ganz frech hinein und tatsächlich sind die Besitzer gerade dabei, Macadamias mit einer ratternden Maschine zu verarbeiten. Trotz unseres überraschenden Besuchs, werden wir ganz nett begrüßt und mit hausgemachtem Eis und Nüssen versorgt. Die Frau verrät uns, dass sie nur geschlossen haben, weil sie mit der Macadamia Ernte im Verzug sind und sonst bis Weihnachten nicht fertig werden. Das ist einfach typisch neuseeländisch – einfach nur nett.
Nach einer kleinen Kajaktour in Pihis Kajaks verbringen wir den Abend mit zwei netten Kanadierinnen und einem Schweizer mit lustigen Reisegeschichten, einem Lagerfeuer, Stargazing in der Hängematte und dem Rauschen der Wellen im Hintergrund.
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