Neuseeland

Der Milford Track in Neuseeland – Eine unbeschreiblich schöne Wanderung

13. November 2009

Über den Milford Track habe ich schon viel gelesen und gehört. So habe ich mich in einer mutigen Minute spontan dafür entschieden, diesen Track zu laufen und kurzerhand alle dafür nötigen Unterkünfte und Transportmittel gebucht. Der Milford Track ist eine viertägige, 53,5 Kilometer lange Wanderung durch den Fiordland Nationalpark im Süden Neuseelands. Er gilt als eine der schönsten Wanderungen der Welt – und als eine der nassesten. Die Hütten sind jedes Jahr schon Monate im Voraus ausgebucht, daher muss man auch etwas Glück haben, einen der begehrten Plätze ergattern zu können.

Ein Great Walk ist anders als eine Alpenwanderung in Europa

Wandern auf einem Great Walk in Neuseeland unterscheidet sich deutlich von einer Wanderung durch die Europäischen Alpen. Man muss sich einstellen auf Übernachtungen in Berghütten (Huts) ohne Duschen, auf Schlafsäle bestehend aus Stockbetten mit Matratzen, ohne Kopfkissen, ohne Decken, ohne Licht. Es gibt nur kaltes Wasser und man muss sein Geschirr, sowie komplettes Essen für 4 Tage im Rucksack mitnehmen. Die Hütten stellen, wenn überhaupt, Gaskocher zur Verfügung und Heizung gibt es nur im Aufenthaltsraum.

Da ich noch nie eine mehrtägige Wanderung gemacht habe, war ich im Vorfeld ziemlich aufgeregt und habe mir in Te Anau zwei Tage Zeit zur Vorbereitung und zum Packen genommen.

Das Wetter war während der ganzen Wanderung einfach der Wahnsinn – Drei Tage strahlender Sonnenschein und ein Tag leichte Bewölkung. Kein einziger Tropfen Regen ist gefallen, während wir auf dem Track gelaufen sind. Und das auf der nassesten Wanderung Neuseelands, auf der es mehr als 200 Tage im Jahr regnet. Ich bin immer noch völlig überwältigt von der tollen Natur. Man macht ganz neue Erfahrungen während einer solchen Wanderung, auf der man mit seinem Rucksack ganz auf sich alleine gestellt ist:
 

Tag 1: Von der Glade Wharf zum Clinton Hut

Entfernung: 5 km, Laufzeit: 2 Stunden
Start: 100 m ü.NN, Ziel: 200 m ü.NN

Nach einer 30-minütigen Busfahrt nach Te Anau Downs und einer 1,5 stündigen Bootsfahrt über den Lake Te Anau, kommen wir am Startpunkt des Tracks an. Dort lerne ich John aus Leipzig kennen, mit dem ich dann die meiste Zeit des Tracks laufe. Bis zur ersten Hütte, dem Clinton Hut, geht es die ganze Zeit am Ufer des Clinton River entlang. Total schön.

Rucksackgefühl: Mein Gott ist das Ding schwer. Wie soll ich das nur die nächsten Tage schaffen, wenn ich den ganzen Tag damit laufen muss?

Der Abend auf der Hütte läuft folgendermaßen ab (jeden Tag gleich):
18:00 Uhr: Essen kochen, mit den anderen 39 Wanderern um den Hüttentisch sitzen und gemütlich quatschen.
20:00 Uhr: Hut Talk. Hierbei erzählt uns der Ranger, der den Hut verwaltet, kurz etwas über den Wegabschnitt des nächsten Tages, die Wettervorhersage und Sicherheitsvorkehrungen in den Hütten.
20:30 Uhr: Langsam machen sich alle auf den Weg ins Bett. Da liegt man dann noch vor 21 Uhr in seinem Schafsack und draußen ist es noch hell. Wirklich ungewohnt.


 

Tag 2: Vom Clinton Hut zum Mintaro Hut

Entfernung: 16,5 km, Laufzeit: 8 Stunden
Start: 200 m ü.NN., Ziel: 600 m ü.NN

Langsam geht es bergauf, immer noch am Clinton River entlang. Wir kommen durch einen richtigen Märchenwald mit bemoosten Bäumen und vielen Farnen. Der Weg führt uns durch Lawinenpfade, über Hängebrücken und an tollen Wasserfällen vorbei. Plötzlich sehe ich in der Ferne den Mackinnon Pass, den wir am nächsten Tag überqueren müssen. Die letzten 1,5 Stunden wird der Pfad dann immer steiler. Ich bin froh, als wir am Mintaro Hut ankommen. Aber ein paar ganz professionelle Wanderer haben sich schon auf den Weg auf den Macinnon Pass gemacht – um heute schon einmal die Aussicht zu genießen. Ich hingegen mache mich erst einmal frisch… Isabel: „Ich gehe erstmal duschen – oder so ähnlich“. Sie meinte wohl das Waschbecken mit dem eiskalten Wasser im Washroom…

Rucksackgefühl: Am Vormittag habe ich einige Druckstellen am hinteren Hüftknochen. John meint, das ist normal, man muss den Rucksack erst „eintragen“. Und siehe da, nachmittags hört es schließlich auf zu drücken. Ich bin wirklich erstaunt. Plötzlich ist der Rucksack ganz angenehm zu tragen.


 

Tag 3: Vom Mintaro Hut über Mackinnon Pass zum Dumpling Hut

Entfernung: 14 km, Laufzeit: 8 Stunden
Start: 600 m ü.NN – Mackinnon Pass: 1.154 m ü.NN. – Ziel: 100 m ü.NN

Drei Stunden laufen wir steil bergauf, bis wir schließlich den Mackinnon Pass erreichen. Von dort oben hat man eine wahnsinnig tolle Aussicht. Man sieht auf beiden Seiten ins Tal, über die schneebedeckten Berge, das Gipfelkreuz und einige kleine Seen. Ein paar freche Keas versuchen unsere Rucksäcke zu öffnen. Ansonsten herrscht eine friedliche Stille – fernab jeglicher Zivilisation. Auf dem Gipfel kochen wir uns in der Day Shelter Tee und Suppe. Das tut vielleicht gut nach so einem Aufstieg. Schließlich geht es den restlichen Tag nur noch Bergab, bis zu unserer letzten Unterkunft, dem Dumpling Hut.

Rucksackgefühl: Habe ich einen Rucksack auf?


 

Tag 4: Vom Dumpling Hut zum Sandfly Point

Entfernung: 18 km, Laufzeit: 7 Stunden
Start: 100 m ü.NN, Ziel: 0 m ü.NN

Den ganzen Tag verfolgt mich der Gedanke, das Boot um 15 Uhr zu verpassen. Ich laufe deshalb ziemlich schnell, was gar nicht so entspannend ist. Schließlich schaffe ich es aber doch, bin 30 Minuten vor Abfahrt an der Anlegestelle. Ein tolles Gefühl.

Das Boot bringt uns zurück zur Hauptanlegestelle des Milford Sound. Ich kann es kaum glauben: Wir haben strahlenden Sonnenschein. Und das zum zweiten Mal bei meinem Besuch am Milford Sound. Da wir noch 1,5 Stunden Zeit haben bis uns der Bus zurück nach Te Anau bringt, belohnen wir uns mit einem Eis, genießen den Sonnenschein und den tollen Blick auf den Mitre Peak.

Es ist ein komisches Gefühl, nach vier Tagen mit den gleichen 39 Leuten in einsamer Natur, plötzlich wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Da oben in den Bergen hat man plötzlich Zeit, kein Handy, kein Internet, keine Termine – Nichts! Einfach nur Stille und friedliche Natur. Das tut der Seele einfach gut. Und so fahre ich stolz über den Abschluss meines ersten Great Walk und völlig entspannt zurück nach Te Anau.


 

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