Neuseeland

Neuseelands Hokianga Harbour – Von Sanddünen, Kauriwäldern und mysteriösen Steinkugeln

29. November 2018

Die Sonne glitzert auf dem weiten Meer, das sich vor uns erstreckt. Links rauscht die Brandung der wilden Westküste, rechts leuchtet eine riesige Sanddüne goldgelb im Sonnenschein. Dahinter erstreckt sich das türkisfarbene, glatte Wasser des Hokianga Harbour ins Landesinnere. Es ist ein unglaublich toller Blick, der sich uns hier auf dem äußersten Zipfelchen Land, dem Arai Te Uru Scenic Reserve, am südlichen Ufer des Hokianga Harbour bietet. Der kühle Wind bläst um meine Nase und die Sonne wärmt mich angenehm. Ich kann mich gar nicht satt sehen an dem schönen Ausblick.

Der Hokianga Harbour ist ein Naturhafen im Norden der neuseeländischen Nordinsel. Er hat sich aus einem ehemaligen Flussbett gebildet und reicht 32 Kilometer ins Landesinnere. An der Nordseite seiner Mündung ins Tasmanische Meer steht eine riesige, 300 Meter hohe Sanddüne, auf der man Sandboarden oder Dünenwandern kann. An der Südseite liegen die kleinen, verschlafenen Zwillingsörtchen Opononi und Omapere. Hier haben wir uns für zwei Tage einquartiert. Tourismus gibt es dort kaum, dafür reichlich Maorikultur und -geschichte.


 

Abseits der Touristenpfade am Hokianga Harbour

Auf dem Weg nach Omapere passieren wir das noch verschlafenere Örtchen Kohukohu. Viele Maoris leben hier. Es ist so ziemlich das Ende der Welt und einfach nur total süß. Eine kleine Bibliothek, die aussieht als würde sie seit mindestens 50 Jahren unverändert dort stehen, gefällt mir besonders. Viele hübsche, gut erhaltene viktorianische Villen aus Kauriholz säumen den Hafen.

Kurz hinter Kohukohu setzen wir mit einer kleinen Fähre nach Rawene über. Wir überqueren den Hokianga Harbour, den wir auf unserem Weg nach Omapere in seiner ganzen Länge abfahren. Mangroven wachsen überall an den Ufern und die grüne, hügelige Landschaft sieht typisch neuseeländisch aus. Das ist das echte Northland, abseits der großen Touristenströme der Bay of Islands.

Koutu Boulders – mysteriöse Riesenkugeln

Einige Kilometer weiter holpern wir abseits des Highways über eine staubige, hügelige Straße zu einem weiteren Geheimtipp: Den geheimnisvollen Koutu Boulders. Zwischen Felsen und Sand liegen plötzlich lauter steinerne, runde Kugeln am Strand. Die Kleinsten sind so groß wie Medizinbälle, die Größten bestimmt 1,5 Meter hoch.

Im Gegensatz zu den bekannten Moeraki Boulders auf der neuseeländischen Südinsel, wo man einige Geduld braucht um ein Foto ohne Menschen zu schießen, herrscht bei den Koutu Boulders gähnende Leere am Strand. Sie sind nicht ganz so spektakulär wie die Moeraki Boulders, die in tollen Formationen ganz kurios im feinen Sand liegen. Aber dennoch sind sie den kleinen Abstecher wert. Es ist immer wieder lustig, diese Riesenmurmeln zu bestaunen und sich zu fragen, wie sie wohl entstanden sind.



 

Gigantische Urwaldriesen – Neuseelands älteste Kauri Bäume

Kurz hinter Omapere beginnt die Kauri Coast. So nennt sich die Westküste der neuseeländischen Nordinsel vom Kaipara bis zum Hokianga Harbour. Ganz plötzlich ändert sich das Landschaftsbild. Wir lassen die grünen Wiesen hinter uns. Stattdessen ist um uns herum nur noch Wald – der Waipoua Kauri Forest. Hier stehen die ältesten noch lebenden Kauris Neuseelands. Die schmale Straße schlängelt sich durch einen regelrechten Urwald hindurch. Er ist so dicht bewachsen, dass man von der Straße fast nicht ins Gebüsch hinein sieht.

Plötzlich taucht eine Ansammlung von Autos vor uns auf. Auch wir halten an und parken. Tane Mahuta, der Herr des Waldes, steht hier nicht weit von der Straße entfernt. Wir laufen über einen kurzen Boardwalk, dann taucht er vor uns auf. Mit 51 Metern Höhe und 4,4 Metern Stammdurchmesser ist er der größte bekannte Kauri Baum Neuseelands. Er sieht einfach gewaltig aus. Sein riesiger, kerzengerader Stamm steht wie eine Säule im Wald und sein Nadeldach thront über allen anderen Pflanzen. Tane Mahutas genaues Alter ist nicht bekannt, aber es wird auf ungefähr 2.000 Jahre geschätzt. Ein Wunder, dass er überhaupt noch hier steht.

Bis vor 100-200 Jahren war ganz Northland von einem einzigen, dichten Kauriwald bedeckt. Viele der riesigen Kauris waren mehrere Tausend Jahre alt. Wegen ihres guten Holzes, ihrer so gerade gewachsenen Stämme und des wertvollen Kauri-Harzes wurden im 19. Jahrhundert große Teile dieses mächtigen Waldes gerodet. Heute ist nur noch ein Bruchteil davon übrig.

Neuseelands Kauri Bäume – vom Aussterben bedroht

Seit den 1950er Jahren stehen die Kauriwälder unter Naturschutz. Leider ist der neuseeländische Kauri seit 2017 vom Aussterben bedroht. Die kleinen, noch übrig gebliebenen Bestände, werden seit einigen Jahren von der mysteriösen Kauri Dieback Disease befallen. Das ist ein Pilz, der die sensiblen Wurzeln dieser Urwaldriesen befällt und sie sterben lässt. Bis heute hat sich kein geeignetes Mittel gefunden, den Pilz zu bekämpfen. Deshalb muss jeder, der einen Kauriwald betritt, seine Schuhe putzen und gründlich desinfizieren, um die weitere Verbreitung des Pilzes zu verhindern. Das Department of Conservation hat an allen Wäldern große Putzstationen aufgebaut. Hoffentlich schaffen es die Neuseeländer, diese mächtigen, beeindruckenden Bäume vor dem Aussterben zu retten.

Ein paar Kilometer weiter parken wir wieder am Waldrand, packen unsere sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg zu Te Matua Ngahere, dem Vater des Waldes. Er ist der zweitgrößte Kauri Neuseelands und noch ein gutes Stück dicker als Tane Mahuta. Man erreicht ihn über einen 45-minütigen Wanderweg. Hierher kommen nicht so viele Touristen. Ich finde, er sieht noch viel imposanter und mächtiger aus wie Tane Mahuta. Ganz andächtig steht er mitten im Wald, es ist ganz still um ihn herum. Man hört nur das leise Rauschen des Windes und das Gezwitscher der Vögel. Diese uralten Bäume sind wirklich beeindruckend.


 

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