Island

Island im Winter: Bei Schnee auf dem Golden Circle

30. Dezember 2012

Island empfängt uns mit einem Blizzard-artigen Schneesturm. Bei Windstärken von acht Metern pro Sekunde schaffen wir es kaum bis zum Bus zu laufen. Dabei haben wir noch Glück, denn kurze Zeit später wird der Flugverkehr wegen des Sturms eingestellt.

Am nächsten Morgen pfeift der Wind noch genauso stark. Dafür hat er alle Wolken weggeblasen. Nachdem wir eine Stunde mit dem Bus im Stockdunkeln ins Inselinnere gefahren sind und die Morgendämmerung gegen 10:30 Uhr einsetzt, zeigt sich, dass wir einen wunderschönen, klaren, sonnigen Tag für unseren Ausflug zum Golden Circle bekommen sollten.

Weltkulturerbe: Thingvellir Nationalpark

Richtig hell wird es erst gegen 11:30 Uhr, die Sonne geht schließlich um 12 Uhr mittags auf. Sie steht den ganzen Tag tief über dem Horizont und taucht die wunderschöne, verschneite Landschaft in ein unglaublich tolles rötlich-gelbes Licht. Ok, „den ganzen Tag“ ist übertrieben, denn um 15 Uhr geht sie schon wieder unter und gegen 16:15 Uhr ist es wieder Nacht. Aber dieses nördliche Licht ist wirklich der Wahnsinn. Die Schleierwolken am Himmel leuchten in den verschiedensten Farben und man hat den ganzen Tag eine tolle Sonnenuntergangsstimmung. Wunderschön.

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Unsere erste Station ist der Thingvellir Nationalpark. An dieser Stelle treffen die amerikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Da die Platten jedes Jahr mehrere Zentimeter auseinanderdriften, hat sich zwischen ihnen bereits eine riesige Schlucht aufgetan. Das Wasser das vom umliegenden höheren Land herunterfließt, hat an ihrem Grund viele kleine Seen gebildet. Beeindruckend. Die ganze Landschaft besteht aus Lavagestein. Überall sieht man die so genannte Stricklava. Sie entsteht, wenn die heiße Lava an der Oberfläche schon leicht erstarrt ist aber darunter noch weiter fließt. Dadurch schiebt sich die oberste Schicht zusammen und es entstehen die charakteristischen Falten im Gestein.

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Von Wasserfällen und Geysiren

Nach einem kleinen Spaziergang bei immer noch orkanartigem, eisigem Wind, fahren wir weiter zum bekanntesten Wasserfall Islands – dem Gullfoss. Ein unglaublicher Anblick bietet sich hier im Winter. Das Wasser ist zu großen Teilen gefroren, überall hängen riesige Eiszapfen. Durch die tiefstehende Sonne bilden sich über der Gischt des Wassers kleine Regenbogen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

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Das änderte sich auch nicht beim Strokkur Geysir, unserer nächsten Station auf dem Golden Circle. Hier gibt es überall dampfende Hot Pools und Strokkur schießt in regelmäßigen Abständen von 3 bis 8 Minuten seine Wasserfontäne in die Höhe. Das erinnert mich total an Neuseeland. Überhaupt hat das Land eine große Ähnlichkeit mit Neuseeland – die vulkanische Landschaft, das Meer, die schneebedeckten Berge und die bunten Holzhäuschen. Aber teilweise sieht es auch ähnlich aus wie in Kanada, mit den vielen Nadelbäumen. Eine wirklich schöne Mischung.

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Geothermie in island

Auf dem Rückweg nach Reykjavík – inzwischen ist es Nacht geworden – machen wir noch einen Stopp im Geothermalkraftwerk Hellisheiði. Wir erfahren, dass in Island Warmwasser und Strom komplett aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Vorbildlich! Hier in Hellisheiði wird Frischwasser durch Erdwärme auf ca. 85 Grad erhitzt und über Leitungen und Speichertanks an alle Haushalte Islands verteilt. Wenn das Wasser beim Endverbraucher ankommt, hat es immer noch rund 80 Grad. Und als Nebenprodukt entsteht dabei durch den Wasserdampf Strom. Ziemlich komfortabel, würde ich sagen.

Island hat so viel Energie zur Verfügung, dass in Reykjavík sogar zahlreiche Straßen und Gehwege beheizt werden. Sozusagen eine Open-Air Fußbodenheizung. Aber Island hat weltweit auch den größten Energieverbrauch pro Kopf. Das wundert mich nicht, denn nachts wird die ganze Stadt taghell beleuchtet. Aber wahrscheinlich braucht man das bei nur vier Stunden Tageslicht im Winter und würde sonst in eine Winterdepression fallen.

Zum krönenden Abschluss des Tages lassen wir uns in Reykjavík in einem tollen Restaurant bei einem unglaublichen Fischbuffet verköstigen. Hier gibt es jeden Fisch, den man sich nur denken kann. Und alles ist so unglaublich lecker. Ach so, das Nachtischbuffet ist übrigens mindestens genauso toll. Island im Winter ist unbedingt eine Reise wert.

  

 

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