Neuseeland

Am Ende Neuseelands – Das Farewell Spit

31. Dezember 2016

Am äußersten, nordwestlichen Zipfel der Südinsel liegt das Farewell Spit – eine gigantische, 35 km lange und ca. 800 Meter breite, halbmondförmige Landzunge, die ausschließlich aus Dünen besteht. Sie ist Naturschutzgebiet und man kann Sie in ihrer ganzen Länge nur mit einer geführten Tour besuchen. Hier wollte ich schon immer einmal herkommen und nun steht sie bei meiner vierten Neuseelandreise auch endlich auf dem Reiseplan.

Vom Abel Tasman Nationalpark fahren wir durch die Golden Bay in Richtung Farewell Spit. Das letzte „größere Zentrum“ vor dem Nirgendwo ist Takaka, eine nette kleine Stadt in der sich in den 1960er Jahren viele Hippies niedergelassen haben. Auch heute hat sie noch einen sehr alternativen Touch – es gibt Bio-Läden, Künstler verkaufen ihre schönsten Stücke und man sieht relativ viele Menschen mit Rastalocken. Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre.

Weiter draußen in der Golden Bay wird es immer einsamer, der Handy Empfang hört auf und die Landschaft wird rauer. Nach fünf vergeblichen Versuchen einen Campingplatz zu finden – es ist alles ausgebucht, bei den Kiwis ist gerade Ferienzeit – geben wir auf und stellen uns am Rand der Straße direkt neben den Strand. Ein toller Schlafplatz, mit Blick auf die rauschenden Wellen. Obwohl man hier eigentlich nicht stehen dürfte haben wir Glück und niemand kommt um uns zu verscheuchen oder eine Strafe zu kassieren.

Am nächsten Tag haben wir noch mehr Glück. Ganz am Ende der Straße, die inzwischen zu einer Schotterpiste geworden ist, liegt der Wharariki Beach mit einem kleinen, gemütlichen Campingplatz. Gleich früh morgens um 11 Uhr ergattern wir noch einen der acht verfügbaren Wohnmobilstellplätze. Puh!

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Zufrieden holpern wir die acht Kilometer über die Staubstraße zurück zum Farewell Spit Visitor Center. Vom angeschlossenen Café hat man einen tollen Blick über das ganze Farewell Spit. Hier gönnen wir uns als erstes einen Kaffee und Muffin und genießen die Aussicht. Kurze Zeit später reißt der Himmel auf. Innerhalb von zehn Minuten sind die dicken Wolken verschwunden und wir haben strahlenden Sonnenschein. So schnell geht das eben in Neuseeland.

Eine verrückte Wanderung

Spontan entscheiden wir uns dazu, den 12 km langen Farewell Spit Walkway zu laufen. Die ersten vier Kilometer der Landzunge sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Man kann einen schönen Rundweg laufen – am dem Innenstrand hoch, die Dünen überqueren und an der Außenseite zurück. Wir entscheiden uns dazu, erst am Außenstrand zu laufen. Eine gute Entscheidung, denn wir haben Rückenwind und der ist ganz schön stark. Zu unserer Linken tost die Tasmansee, zu unserer Rechten türmen sich die riesigen Dünen auf. Was für eine bizarre Landschaft. So etwas habe ich noch nie gesehen. Irgendwann verliert man komplett das Gefühl für Entfernungen. Alles sieht gleich aus. Dünen über Dünen. Wir sehen sogar zwei Skelette. Sie sehen so aus, als wären sie von einem Wal und einem Seehund.

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Als wir schon eine Weile gewandert sind, frage ich mich, ob wir wohl die Abzweigung finden, die uns über die Dünen zurück zum Innenstrand bringen soll. Der Wind peitscht den Sand durch die Luft und man hat das Gefühl, dass man konstant auf eine Sandwolke zuläuft, ihr aber nie näher kommt. Über den nassen Sand am Ufer tanzt der trockene Sand, der vom Wind über den Boden getrieben wird. Immer wieder „überholen“ uns Sandschwaden.

Meine Sorge ist unbegründet. Nach einer Ewigkeit tauchen plötzlich leuchtend orangene Pfosten in der Dünenlandschaft auf, die den Weg durch die Dünen zum Innenstrand weisen. Und dann stehen wir mittendrin in der Dünenlandschaft. Vor uns Dünen, hinter uns Dünen, neben uns Dünen, dazwischen immer wieder Grasfelder oder kleine Seen, die sich durch Regenwasser gebildet haben. So ähnlich muss man sich wohl in der Wüste fühlen.

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Nach unzähligen Dünenüberquerungen erreichen wir schließlich den Innenstrand, an dem inzwischen Ebbe herrscht. Das Meer zieht sich hier bis zu sieben Kilometer zurück und es entsteht ein großes Watt. Leider gibt es hier ein sehr trauriges Phänomen: In dieses Watt verirren sich regelmäßig Wale, die dann im seichten Wasser stranden. Ganze Walschulen haben sich schon in dieses für sie tödliche Gebiet verirrt. 1991 waren es sogar 325 Stück an einem Tag. Das Department of Conservation leistet hier mit vielen Freiwilligen Schwerstarbeit. Viele Wale können gerettet und ins tiefere Wasser zurückgebracht werden. Aber leider verenden auch viele qualvoll. Im Naturschutzgebiet werden die toten Wale dann der Natur überlassen. Auf den Safari Touren entlang der ganzen Farewell Spit Küste kann man immer wieder ihre Skelette bewundern.

Aber auch wenn man die Tour nicht macht, lohnt sich die lange Fahrt hier heraus auf jeden Fall. Auch die für die Öffentlichkeit zugänglichen vier Kilometer der Landzunge sind schon unglaublich beeindruckend. Am Wharariki Beach kann man tolle Sonnenuntergänge beobachten, es gibt einen Leuchtturm und unzählige kürzere und längere Wanderungen durch die wilde Natur des Farewell Spits. Hier fühlt man sich wirklich wie am Ende der Welt.

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