Die Wolken hängen fast bis zum Boden und wollen mir einfach keinen Blick auf den Volcàn Arenal gestatten. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und noch bis vor 1,5 Jahren hat er ständig Lava gespuckt. Vor allem nachts konnte man dieses feuerwerksartige Spektakel bestaunen. Das hätte ich so gerne gesehen. Leider wirbt der Reiseveranstalter noch immer damit, obwohl das Schauspiel inzwischen der Vergangenheit angehört und so habe ich mich umsonst darauf gefreut.
Zu allem Unglück ist das Örtchen La Fortuna, in dem wir uns einquartiert haben, auch noch so nebelverhangen, dass wir nicht einmal den erloschenen Vulkan entdecken können. Doch am nächsten Morgen haben wir endlich Glück: Für eine kurze Minute gewährt uns der Arenal einen Blick auf seine Spitze, bevor sich die nächste dicke Wolke ins Bild schiebt.
Wanderung zum Vulkan Arenal
Nun wollen wir näher ran und machen eine Wanderung auf das Lava Feld von 1968. Der Weg führt uns zuerst durch einen Regenwald bis wir schließlich das Lava Feld erreichen. Jetzt wird der Pfad immer schmaler und steiler und wir müssen stetig über schwarze Lava-Brocken klettern. Die Aussicht von hier oben ist gigantisch. Unter uns erstreckt sich der große Arenal See, die „Laguna Arenal“, über uns der thronende Vulkan. Richtig bedrohlich sieht er aus, mit den dunklen Wolken die ihn umschlingen.
Im Nationalpark Volcàn Tenorio
Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Volcàn Tenorio, auf der anderen Seite der Laguna Arenal im Nationalpark Volcàn Tenorio. Unsere Lodge liegt mitten im Nirgendwo, umgeben von Regenwald, mit tollem Blick auf den Nicaragua See in der Ferne.
Die ganze Nacht über schüttet es wie aus Kübeln. Doch wir haben (wieder) Glück – pünktlich zur Abfahrt am nächsten Morgen lässt der Regen nach und wir können unsere abenteuerliche Tour in den Nationalpark Volcàn Tenorio starten.
Unser Guide hat dafür ein ganz besonderes Transportmittel organisiert: Ein steinalter Schulbus, der kurz vor dem zusammenbrechen ist. Über Schotterpisten holpern wir damit kilometerweit in den Park hinein, bis der Fahrer urplötzlich anhält und nach Freiwilligen verlangt …
Jetzt dürfen wir tatsächlich auch noch selbst diesen klapprigen Bus weiter in die Pampa jagen! Mir ist überhaupt nicht wohl dabei und ich bin froh, als wir endlich ankommen. Aber den vier Fahrern aus unserer Gruppe, vor allem Caro als einzigem Mädel, muss ich noch ein Lob aussprechen: Sie haben uns alle sicher ans Ziel gebracht.
Wanderung zur Quelle des Rio Celeste
Der Boden im Regenwald ist durch den nächtlichen Regen komplett aufgequollen. So führt uns unsere Wanderung durch tiefsten Matsch hindurch. Wir kommen vorbei am Wasserfall des Rio Celeste, der von den Felsen hinunter in einen wunderschönen türkisfarbenen Pool tost. Einen Blick auf den Vulkan Tenorio bekommen wir kurze Zeit später von einer kleinen Aussichtsplattform.
Weiter geht es entlang des türkisfarbenen Rio Celeste, über wagemutige Brücken, immer tiefer in den Regenwald hinein, an blubbernden Schwefelquellen vorbei, bis hin zu einer poolartigen Thermalquelle im Fluss – als Belohnung am Ende der Tour.
An der Quelle des Rio Celeste staune ich nicht schlecht: Ein wie mit dem Lineal gezogener Strich ändert hier die Farbe des Flusses schlagartig. Auf der einen Seite glasklar farblos, auf der anderen Seite milchiges, kräftigstes Türkis. Wie als hätte jemand eine Farbe ins Wasser geschüttet. Zustande kommt dieses Phänomen durch zwei hier ineinander fließende Flüsse mit unterschiedlichen ph-Werten und Mineralstoffanteilen. Durch eine chemische Reaktion bei der Vermischung des Wassers entsteht diese tolle milchig-türkise Farbe. Ich könnte diesem magischen Vorgang stundenlang zuschauen.
Gerade als wir alle wieder aus dem schönen, warmen Wasser des Thermalpools nahe der Quelle des Rio Celeste heraussteigen, ergießt sich plötzlich die nächste Regenfront über uns. Wir müssen die drei Kilometer zurück zum Bus im strömenden Regen laufen. Und so sind wir alle plitsch platsch nass und von oben bis unten mit Matsch verschmiert, als wir wieder bei unserem Schulbus ankommen.
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