Rarotonga, Cook Islands: Durch den Zaun am Rollfeld des Flughafens schauen wir gespannt zu, wie die kleine Saab 340 der Air Rarotonga direkt vor der Tür des Domestic Terminals landet. Diese kleine 34-Sitzer Propeller-Maschine soll uns gleich nach Aitutaki, der Insel mit der schönsten Lagune der Welt, bringen. Neben der großen Boeing 777, mit der wir gerade aus Neuseeland auf die Cook Islands geflogen sind, wirkt sie wie ein Spielzeugflugzeug.
30 Minuten später ist es so weit. Wir heben ab und haben einen tollen Blick über Rarotonga mit ihren hohen Bergen und der schmalen Lagune ringsherum. Der Propeller dröhnt und die einzige Stewardess reicht uns kalte Tücher und ein Wasser zur Erfrischung. Es ist ganz schön heiß auf den Cook Islands.
Nach weiteren 30 Minuten setzen wir schon wieder zum Landeanflug an. Es sieht wahnsinnig toll aus, wie wir über die große Lagune mit ihren vielen kleinen Inseln und dem türkisfarbenen Wasser auf den Flughafen zufliegen.
Ankunft auf Aitutaki
Das Flughafengebäude auf Aitutaki ist kaum größer als unsere Wohnung. Die Landebahn wurde erst im Jahr 2007 geteert. Davor landeten die Flugzeuge auf einer Bahn aus „Compacted Coral“. Immerhin gibt es den Flughafen schon seit den 1940er Jahren. Im zweiten Weltkrieg legten die Amerikaner hier einen Militärstützpunkt mit zwei Landebahnen an. Nach dem Krieg wurde der Flughafen an Neuseeland übergeben. Verschiedene Flugverbindungen zu anderen südpazifischen Inseln trugen in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich zur Entwicklung Aitutakis bei. Die zweite Startbahn ist auch heute noch intakt, wird aber nicht mehr benutzt.
Am Flughafen herrscht geschäftiges Treiben. Die Neuankömmlinge werden mit duftenden Blumenketten und -kränzen begrüßt. Die Resortgäste bekommen Kokosnüsse mit Strohhalmen gereicht. Das Gepäck nimmt man sich am Rande der Startbahn direkt vom Gepäckwagen. Fünf Minuten später allerdings stehen wir alleine mit unseren Koffern im Terminal. Das war es schon wieder mit der Geschäftigkeit – bis zur Ankunft des nächsten Flugzeuges in einigen Stunden. Eine nette Frau kümmert sich sofort um uns und schickt eine SMS an Steve, unseren Host, dass er uns abholen soll.
Kurze Zeit später tuckern wir in Steves Auto die drei Kilometer zu unserer Unterkunft. Auf der gesamten Insel herrscht eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h.
Ranginuis Retreat liegt direkt am Ootu Beach, mit Blick in die Lagune. Von unserem Bungalow sind es ganze 10 Meter bis zum Wasser und vom Bett haben wir einen tollen Blick auf das türkisfarbene Meer, in das wir uns gleich nach der Ankunft hinein stürzen. Erfrischend ist es aber leider nicht – es fühlt sich an, als würde man in einem Spa-Pool sitzen, so warm ist das Wasser. An vielen Stellen ist die Lagune nur knöchel- bis knietief. Man kann hier genüsslich von Sandbank zu Sandbank spazieren oder im seichten Wasser planschen.
Mit der Vaka Cruise auf Lagoon Cruise
Am nächsten Morgen werden wir vom Krähen der Hähne geweckt. Auf Aitutaki herrscht immer eine entspannende Stille, die nur vom Krähen der Hähne und einem ab und zu vorbeifahrenden Motorroller durchbrochen wird. Es gibt hier nicht mehr als ein paar Bungalows, ein Café und zwei Restaurants. Heute steht das absolute Highlight der Reise an: Eine Lagoon Cruise im traditionellen Vaka.
Nur ein paar hundert Meter von unserem Bungalow entfernt wartet das Boot schon auf uns. Wir werden mit einem gut gelaunten „Kia Orana and welcome to paradise“ begrüßt. Unsere Crew lässt es sich nicht nehmen, zur Abfahrt die Ukulele auszupacken. So cruisen wir unter den Klängen traditioneller Island Musik und mit einer Kokosnuss in der Hand in einen unvergesslichen Tag in der Lagune.
Unser erster Stopp des Tages ist das kleine Motu Akaiami. Hier landeten in den 1950er Jahren die Wasserflugzeuge der TEAL (dem Vorgänger der heutigen Air New Zealand) auf ihrem Flug entlang der berühmten „Coral Route“. Auf dem Weg von Auckland über Fidschi, Samoa und Aitutaki bis nach Tahiti legten die Luxusliner der damaligen Zeit hier einen Tankstopp ein. Die Passagiere hatten dadurch die Möglichkeit, einige Stunden an diesem unberührten, idyllischen Fleckchen Erde zu verbringen und zu baden, während das Flugzeug mit Handpumpen wieder vollgetankt wurde. Heute sieht man nur noch Überreste des Jettys. Man kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass diese großen Wasserflugzeuge hier einmal gelandet sein sollen.
Schnorcheln und ein leckeres Island Buffet
Weiter geht die Fahrt ans andere Ende der Lagune, wo wir in der Nähe des Riffs mit Schnorchelausrüstung ausgestattet, ins warme Wasser springen. Hier gibt es Korallen und viele kleine, bunte Fische zu bewundern. Am faszinierendsten finde ich allerdings die Riesenmakrelen (Giant Trevally), die überall um uns herum schwimmen. Sie sind bestimmt einen Meter lang und angeblich kann man ihnen sogar den Kopf streicheln. Das lasse ich aber lieber bleiben, finde ich den Anblick dieses riesigen Fischkopfes direkt vor meiner Taucherbrille schon aufregend genug.
In der Zwischenzeit hat unsere Crew ein köstliches Mittagessen im Island Style aufgetischt. So können wir uns an Board nochmal stärken, bevor es weitergeht nach One Foot Island, der schönsten Insel in der Lagune. Hier sieht es nochmal traumhafter aus als auf der Hauptinsel. Das Wasser ist noch klarer und türkisfarbener und der Sand noch weißer. An Land steht das kleinste Postamt der Welt. Man kann Postkarten verschicken oder seinen Reisepass abstempeln lassen, was ziemlich beliebt ist bei den Touristen. Viel zu schnell vergeht die Zeit und ehe ich mich versehe, schippern wir mit unserem Vaka unter Ukuleleklängen wieder zurück in Richtung Ootu Beach.
Schlemmen und relaxen auf Aitutaki
Was ich auch richtig toll finde auf den Cook Islands, ist das typisch einheimische Essen. Besonders lecker ist Ika Mata. Das ist in Zitronensaft marinierter, roher Fisch mit Kokosmilch, Chili und Tomaten. Außerdem gibt es hier viel einheimisches Obst und Gemüse, woraus die leckersten Gerichte gezaubert werden, wie z.B. scharfer Papayasalat, gebackene Banane, Rukau (junge Blätter der Taropflanze gegart in Kokosmilch). Besonders gut essen kann man im Aitutaki Village direkt am Ufer der Lagune und im Koru Café, wo leckere Kuchen und Kaffee angeboten werden.
Neben dem Essen und dem faul am Strand liegen muss man sich aber auch noch etwas sportlich betätigen. Am schönsten finde ich es, mit dem Kajak durch die Lagune zu paddeln, die kleine Insel mit dem Lagoon Resort zu umrunden und dabei das tolle Ambiente zu genießen. Dabei kann man auch am besten die vielen Fischschwärme beobachten, die immer wieder aus dem Wasser springen, um einen Meter weiter wieder abzutauchen.
Oder man mietet sich einen Roller und fährt damit einmal um die Insel. Das hat mir auch sehr gut gefallen. Nach einem halben Tag hat man jeden kleinsten Winkel erforscht und einen Eindruck gewonnen, wie die Einheimischen hier so leben. Besonders viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Die Hauptstadt Arutanga ist ein kleines, verschlafenes Nest. Der Blick vom höchsten Punkt der Insel auf die Lagune ist noch ein Highlight und am nördlichsten Zipfel der Insel, gleich neben dem Flughafen, befindet sich das Aitutaki Marine Research Center. Dort kann man sehen, wie Giant Clams – eine vom Aussterben bedrohte Muschelart – gezüchtet werden. Diese hübschen Muscheln gab es früher in großen Mengen in der Lagune Aitutakis. Leider wurden sie alle heraus gefischt.
Im Research Center treffen wir eine deutsche Studentin, die gerade auf Aitutaki ihre Masterarbeit in Marine Ecology schreibt. Sie ist für ein halbes Jahr hier, führt uns gleich durch das Areal und erklärt uns ausführlich die Arbeit des Marine Research Centers und sämtliche Details der Giant Clams. So ein Auslandssemester hätte ich auch gerne gemacht … Es ist einfach traumhaft schön hier!
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